Ausgabe 01 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kurzkultur

zu sehen

Eine umfassende Werkschau widmet das Kellerkino Arsenal derzeit dem Berliner Filmemacher Heinz Emigholz, der in der UdK auch eine Klasse für experimentelle Filmgestaltung leitet. Seine in den frühen siebziger Jahren entstandenen experimentellen Kurzfilme machten damals in Fachkreisen schnell Furore. Das Schaffen der achtziger Jahre hat die Filmkritik etwas hilflos als „experimentelle Spielfilme" rubriziert. Emigholz arbeitete mit einer Clique aus Künstlerfreunden, so in Der zynische Körper (1986-91), der am 27. Januar und am 4. Februar zu sehen ist. Die Architekturfilme Sullivans Banken und Maillarts Brücken, die am 1. Februar gezeigt werden, geben Einblick in das großangelegte Projekt „Photographie und jenseits", an dem Emigholz wohl noch viele Jahre arbeiten wird.

Retrospektive Heinz Emigholz, noch bis zum 4. Februar im Kino Arsenal, Potsdamer Str. 2, Tiergarten

zu viel

Wer die Nase voll hat von der Reformbühne und den Enthusiasten und wie die Geschichtchenvorleser alle heißen und das Kaffee Burger lieber ganz den Touristen überlassen will, der sollte sich die zweimal monatlich stattfindenden „Leseshows" der Literaturgruppe aka47 mal ansehen. Die Assoziation Gruppe 47 ist durchaus beabsichtigt. Ein harter Kern von etwa fünf Leuten, die mit ihren Texten auch politisch noch etwas wollen, lesen dort, bis DJ Metafon zur Party überleitet. Gastleser sind zudem immer willkommen.

aka47 two jeden ersten und dritten Donnerstag ab 21 Uhr im Lovelite, Simplonstr. 38, Friedrichshain, nächste Termine: 7. und 21. Februar, www.schwuleaffenkacke.de

zu blöd

Merkwürdige Dinge finden im Checkpoint am Spittelmarkt statt. Christoph Jäger ist auf die alberne Idee verfallen, Seiten aus Kochbüchern zu reißen und „in Malerei" zu verwandeln. Im Checkpoint darf er seine Elaborate zeigen. Die Mutter einer ihm bekannten Künstzlerin, so wird Jäger zitiert, habe sich einmal darüber beklagt, daß man Bilder nicht essen könne. Das sei die Inspiration für seine Kochbuchschmierereien gewesen. Hätte der Maler seine Arbeiten doch bloß gegessen!

Christoph Jäger: „Übermalungen", bis zum 19. März im Checkpoint, Leipziger Str. 55, Mitte

zu hören

Die Philipp-Schaeffer-Bibliothek in der Brunnenstraße soll am 26. Januar zu einem „Aktions- und Inszenierungsort" gemacht werden. Das ganze Spektakel dreht sich um das Hörbuch ­ einem Trend, dem sich auch diese Bibliothek nicht länger verschließen will. Ab 12 Uhr werden dort Krimis zum Besten gegeben ­ live und aus der Konserve; um 16 Uhr wird gar ein „unterirdischer Gruselgang" geöffnet. Führende Audioverlage wie der Münchner HörVerlag (weil das auch mal gesagt werden muß: scheinschlag fordert die Abschaffung der Binnengroßschreibung!) präsentieren nebenbei auch noch ihr Programm.

„HörGut Berlin-Mitte" am 26. Januar ab 12 Uhr in der Philipp-Schaeffer-
Bibliothek, Brunnenstr. 181, Mitte

zu kritisch

Eine Expedition in die Sprache verspricht die Gruppe „Postproduktion", ein loser Verbund um die Regisseure Jan-Philipp Possmann und Haiko Pfost, wie es heißt. Fürsprecher soll ein „wirkliches Sprechstück" werden ­ und das wäre in der Tat bemerkenswert, wo doch selbst auf dem Theater heute meist irgendwelche DJs das Regiment führen. Außerdem nimmt sich die Truppe wacker vor, sich „kritisch mit den Grenzen und Möglichkeiten von Repräsentation und Authentizität im Theater" auseinanderzusetzen. Vertieft und theoretisch unterfüttert wird das am 1. und 2. Februar in Diskussionen im Anschluß an die Aufführungen.

„Fürsprecher", am 31. Januar, sowie am 1. und 2. Februar um 20 Uhr im Theater am Halleschen Ufer, Hallesches Ufer 32, Kreuzberg

zu ehren

Der ungarische Schriftsteller Miklós Mészöly ist für Autoren wie Péter Nádas und Péter Esterházy ein bewundertes Vorbild. 1974/75 war der „bedeutendste Erneuerer der ungarischen Prosaliteratur" (P. Nádas), der im Sommer 2001 im Alter von 80 Jahren verstorben ist, Stipendiat des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. In der daadgalerie findet nun am 25. Januar ein Abend zu Ehren von Miklós Mészöly statt. Mit dabei einige der prominentesten ungarischen Gegenwartsautoren, u. a. Péter Esterházy und László Krasznohorkai, und der Mészöly-Übersetzer Hans Skirecki.

„Erinnern an Miklós Mészöly", am 25. Januar um 20 Uhr in der daadgalerie, Kurfürstenstr. 58, Tiergarten

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