Ausgabe 10 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Der Widerstand gegen den Krieg beginnt sich zu regen

„Angesichts der gegenwärtigen politischen Umbruchssituation, zugespitzt in der vollzogenen Annexion der DDR und den Reichstagswahlen, die es den bundesdeutschen Industrie-Eliten ermöglicht, ohne Pulswärmer bis an die Wolga vorzudringen, stellt sich die Frage, ob nach den Äußerungen von Udo Knapp über die ,Deutsche Verantwortung' am Golf und sonstwo an den Weltfronten nicht diejenigen, die grün wählen, Krieg wählen." (Die Aktion, Oktober 1990)

Letzten Samstag fand im Rahmen eines weltweiten Aktionstags in Berlin ein bundesweiter Sternmarsch wider den Krieg der Vereinigten Staaten und Großbritanniens gegen Afghanistan statt. Aufgerufen hatte ein breites Bündnis von Friedensgruppen, Globalisierungsgegnern, Teilen der Gewerkschaften und Kirchen, Bürgerrechtsgruppen etc. Auch Parteien forderten zum Demonstrieren auf: Neben der NPD, die sich mit etwa 100 Anhängern am S-Bahnhof Friedrichstraße in den dort startenden Zug einreihen wollte, daran aber von der Polizei gehindert wurde, waren das in erster Linie die PDS, was man auch sah und einige Jugendorganisationen der Grünen, die sich verständlicherweise nicht zu erkennen geben mochten.

Dem Aufruf gefolgt waren immerhin mehrere zehntausend Menschen aller Altersstufen. Das waren zwar bedeutend weniger, als noch in Folge der Angriffe auf den Irak 1991, damals saß aber auch die Sprecherin des pazifistischen Flügels der Grünen, Angelika Beer noch nicht als Staatssekretärin im immer noch ­ etwas irreführend ­ Verteidigungsministerium genannten Kriegs- ministerium. Trotzdem waren die drei Demonstrationszüge, die vom Brandenburger Tor, dem S-Bahnhof Friedrichsstraße sowie vom Neptunbrunnen zur Abschlußkundgebung am Gendarmenmarkt führten, ein ermutigender Auftakt für eine Protestbewegung gegen den Krieg samt Ursachen und Folgen.

Die Redebeiträge machten deutlich, daß es einen Zusammenhang gibt zwischen gewalttätigen Anschlägen und einer ungerechten Weltordnung und sprachen der Bundesregierung das Recht ab, sich im Namen sämtlicher Bewohner Deutschlands blindlings allen militärischen Befehlen der Amerikaner zu unterwerfen. Im Krieg zeigt das Eigentum seine Herkunft aus dem Geist des Raubes am deutlichsten. Ein Sprecher der Bundesschülervertretung erinnerte daran, daß auf die Großdemonstration weitere Aktivitäten folgen müßten.

In vielen Städten und natürlich auch in Berlin wird schon seit einiger Zeit demonstriert, werden Kreuzungen blockiert und Mahnwachen abgehalten. Jeden Tag veranstaltet das „Büro für antimilitaristische Maßnahmen" um 18 Uhr ein Aktionstreffen an der Weltzeituhr. Das „Bündnis gegen Krieg", das auch den Demonstrationszug, der vom Neptunbrunnen startete, organisiert hat, trifft sich jeden Montag um 19 Uhr in der Schule für Erwachsenenbildung im Mehringhof, Gneisenaustraße 2a, um Weiteres zu verabreden. „Unabhängige linke Gruppen" rufen für Donnerstag, den 18. Oktober zu einer Demonstration unter dem Motto „Wir wollen nicht Eure Kriege, und wir werden nicht dafür bezahlen" auf. Treffpunkt ist um 18 Uhr am S-Bahnhof Friedrichsstraße.

DR

Weitere Informationen und Termine unter:

www.germany.indymedia.org

www.nadir.org

www.squat.net

www.linkeseite.de

www.gib.squat.net

www.info.partisan.net

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