Ausgabe 09 - 1999berliner stadtzeitung
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Game Over

Wenn der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain Helios Mendiburu (SPD) noch kurz vor Ultimo in den Wahlkampf mit einem Brief an die Wähler eingreifen muß, kann nur ein wichtiges Ereignis daran Schuld sein. Der Skandal: Der Chaot und Hausbesetzer Freke Over war der Stein des Anstoßes, PDS-Kandidat in Friedrichshain. Voller Sorge teilte der Bürgermeister den Wählern mit, daß jener "Herr Over, zugereist aus Niedersachsen, an der Spitze der Autonomen" stünde, "die Unruhe in unserem Bezirk verursachen." Auch unterstütze er "jene Chaoten, die ständig die Nachtruhe stören, der Polizei Widerstand leisten und dazu beitragen, daß die Rigaer Straße von Schmutz und Schmierereien, Hundedreck und Sperrmüll überquillt." Und wahrscheinlich auch keine Steuern bezahlt. Over betreibe Politik nur als "Selbstverwirklichung auf Kosten der Bevölkerung, der Rentner, der Familien, der alteingesessenen Kiezbewohner", was ihn natürlich wesentlich von anderen, erstzunehmenden Politikern unterscheidet, die sich Tag und Nacht nur abrackern für die res publica, inbesondere der Alteingesessenen.

Denen und den anderen Bürgern wurde im selben Brief auch gleich der Gegenentwurf geliefert: der SPD-Kandidat Frank Lewitz, einer von uns und Vater zweier Kinder. Der tut wenigstens was für seine Rente! Und hat auch noch eine Wählerinitiative gegründet, die "Vertreter von Sportvereinen, Frauenzentren, Beschäftigungsgesellschaften sowie Künstler und Gewerbetreibende" in sich vereinigt.

Geholfen hat es wohl nicht sehr viel: Freke Over gewann das Direktmandat im Wahlkreis Friedrichshain 2 mit 34,9 Prozent der Erststimmen.
hf

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