Seid
wachsam, deutet die Zeichen!
Im
August 2007 wird es so aussehen, als habe die Redaktion der
mittlerweile 17jährigen Stadtzeitung scheinschlag
ihr Erscheinen eingestellt. Doch der Schein trügt.
Daß der scheinschlag
nicht mehr, wie gewohnt, in dicken Packen in den scheinschlag-Kästen
liegt, wird den Bewohnern dieser Stadt eine Frage aufgeben: Wo ist
der scheinschlag?
Am Anfang werden sie nur ein wenig irritiert sein. So ein kleines
bißchen – nicht mehr, als wenn ein Haus, das man
täglich
sieht, plötzlich in einer anderen Farbe gestrichen ist. Doch
bald werden sie an immer mehr Orten vorübergehen, an denen der
scheinschlag
fehlt:
Supermärkte, das Kino, die Stammkneipe, die
Frühstücksbrötchenbäckerei. Wieder
und wieder
werden sie sich die Frage stellen: Wo sind sie? Diese 16 Seiten vor
Gewöhnung fast vergessenes Zeitungspapier? Was ist anders
geworden, daß es den scheinschlag
nicht
mehr gibt?
Die
Fragen lassen die Menschen nicht mehr los. Sie führen zu
weiteren Fragen: Welche Koordinate dieser Welt hat sich verschoben,
daß ausgerechnet der scheinschlag
verschwunden ist? War es eine wichtige Koordinate? Ist die Welt noch
dieselbe wie zuvor? Es werden die Sensiblen, Reizbareren sein, die
Nervösen, die manchmal unter Migräne leiden,
kettenrauchen,
trinken, zuweilen wahnsinnig werden oder eine wichtige Erfindung
machen, die diese Fragen bis in den Schlaf verfolgen. Diejenigen, mit
denen man eine neue Gesellschaft erfinden, einen Geniestreich planen
– oder ab und an eine neue Zeitung gründen kann. Sie
werden
mit offenen Augen und geschärften Sinnen durch die Stadt
wandern, um Signale zu empfangen. Zeichen, die einen Hinweis darauf
geben, was kommen wird, was unternommen werden muß. Zwar
wissen
sie noch nicht was – aber eins ist sicher: Etwas
muß
unternommen werden!
Liebe
Leser – dies und nichts anderes war der geheime Plan.
Für
Uneingeweihte wird es so aussehen, als habe einfach eine Zeitung ihr
Erscheinen eingestellt. Die Wahrheit ist: Die Redaktion ist in den
Untergrund gegangen. Seid wachsam! Achtet auf jegliches, was sich in
eurer Stadt verändert! Auch winzige Verschiebungen
können
ein Zeichen sein! Wir haben euch nicht vergessen! Zur rechten Zeit,
am rechten Ort werden wir uns wieder sehen – und alles, was
getan
werden muß, wird seinen Anfang nehmen.
Tina
Veihelmann