Ausgabe 04 - 2007 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Mit Flohmarkt und Party gegen die Verdrängung aus dem Kiez

Neuer Ansatz zur Vernetzung von Alternativprojekten zeigt erste Blüten

Foto: Knut Hildebrandt

Es ist ja wahrlich nichts Positives daran zu finden, wenn profitorientierte Hauseigentümer die Bewohner selbstverwalteter Hausprojekte gängeln und damit zum Auszug bewegen möchten. Gleichwohl hat die Tatsache, daß derzeit mehrere derartige Projekte in Mitte und Prenzlauer Berg entsprechenden Ärger haben, doch zu einem positiven Nebeneffekt geführt: Im Winter gründete sich die Initiative „PiMP" (Projekte in Mitte und Prenzlauer Berg), welche u.a. dem Treiben aufwertungsinteressierter Hauseigentümer organisierten Widerstand entgegensetzen will. In der Initiative sind verschiedene Haus- und Kulturprojekte aus den genannten Bezirken vereint, u.a. die Brunnenstraße 183, der Schoko-Laden und die Kastanienallee 86. Die Probleme dieser Projekte mit ihren jeweiligen Eigentümern waren es auch, welche die Initiative zur Gründung von PiMP auslösten.

Die Initiative soll ein Forum sein, um gegenseitig Erfahrungen und Informationen auszutauschen sowie gemeinsam solidarische Strategien zu entwickeln. Es steht damit ein wenig in der Tradition anderer Bündnisse und Foren, die in der Nachwendezeit eine bessere Zusammenarbeit und engere Verzahnung der vielen Hausprojekte und politischen Initiativen insbesondere im Osten Berlins anstrebten, aber kaum langfristige Perspektiven entwickelten. Dabei ist aufgrund der vielen Gemeinsamkeiten eine dauerhaftere Kooperation auch über einzelne Kampagnen hinaus recht naheliegend ­ man denke nur an die vielfältigen kulturellen Aktivitäten der verschiedenen Projekte. Und tatsächlich gab und gibt es ja auch einen recht regen Austausch zwischen den jeweiligen Aktivisten ­ bisher aber meist nur kiezbezogen auf informeller Basis. Es wäre zu hoffen, daß PiMP hier eine Anlaufstelle für kulturelle und politische Initiativen bzw. Projekte etabliert, um eine Gegenöffentlichkeit hinsichtlich der allgegenwärtigen Aufwertungs- und Verdrängungsstrategien in Mitte und Prenzlauer Berg zu schaffen sowie Strategien zur Unterstützung von bedrohten Freiräumen zu entwickeln.

Da gemeinsames Feiern eine gute Gelegenheit darstellt, um sich kennenzulernen und interessierte Menschen darauf aufmerksam zu machen, daß es noch ein Leben jenseits von „Prince-Denmark"-Clubnächten mit organisiertem Busshuttle gibt, veranstaltet PiMP am 12. Mai eine lange Nacht der Subkultur. Vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen stellen die Projekte ihre kulturelle (und auch politische) Vielfalt vor: So lockt die Linienstraße 206 mit Flohmarkt und Hörspielkino, während in der „Schönen Christine" Kiez-Urgesteine die Entwicklungen rund um den Teutoburger Platz zu Vor- und Nachwendezeiten diskutieren. Das Café Morgenrot lädt zum Kiezbingo, nebenan plant die Galerie Walden eine Livepainting-Aktion. Und der Ackerkeller konterkariert das PiMP-Motto mit einer etwas anderen Pyjama-Party. Der einmal entrichtete Eintritt, der natürlich einem guten Zweck dient, berechtigt dazu, alle Veranstaltungen der langen Nacht zu besuchen, wobei eine Vielzahl von Events aber auch ohne Eintritt zugänglich sein wird. Das Programm der langen Nacht der Subkulturen wird im Internet zu finden sein. 

Thorsten Friedrich

pimp.so36.net

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