Ausgabe 04 - 2007 berliner stadtzeitung
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Vergessene Biographien (59)

Tilla Durieux ­ Schauspielerin, das ist Ottilie Godeffroy, geschiedene Spiro, verwitwete Cassirer, verwitwete Katzenellenbogen, geboren am 18. August 1880 in Wien, gestorben am 21. Februar 1971 in Berlin.

Als Tochter einer ungarischen Pianistin und eines Chemieprofessors französischer Herkunft erkämpfte sie die Schauspielausbildung, debütierte 1901 und nahm den Namen ihrer Großmutter an. Sie spielte in Berlin bei ihrem „Entdecker" Max Reinhardt, bei Erwin Piscator und in vielen europäischen Städten bis 1933. War auch finanzielle Förderin diverser fortschrittlicher Künstlerinnen und Projekte. Ihr politisch motiviertes Exil dauerte bis 1955. Im von den Nazis besetzten Jugoslawien unterstützte sie Widerstands- und Partisanengruppen, betrieb ein Hotel, arbeitete im Puppentheater von Zagreb als Puppengestalterin und Regieassistentin.

Ab Anfang der fünfziger Jahre führten Gastspiele sie wieder an deutsche Theater, bis 1970 war sie an Hörspielen und Fernsehproduktionen beteiligt. Sie schrieb eigene autobiographische Bücher und erhielt als eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Künstlerinnen viele Ehrungen. Sabine Krusen

Das um 1910 von Julie Wolfthorn, Mitbegründerin der Berliner Secession, gemalte lebensgroße Porträt der jungen Tilla Durieux ist für kurze Zeit Am Großen Wannsee Nr. 40 zu besichtigen (täglich außer montags 11-18 Uhr).

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