Ausgabe 06 - 2006 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

 

Zwei Häuser ­ ein Problem

Die Häuser Scharnweberstraße 29 und Kastanienallee 86 haben zunächst wenig gemeinsam. Während sich ersteres in einer der ruhigeren Ecken von Friedrichshain befindet, ist letzteres mitten in der immer noch angesagten Flaniermeile zu finden. Doch die Bewohner beider Häuser haben zur Zeit das gleiche Problem: Die Hausbesitzer wollen mit der Sanierung beginnen und nehmen keine Rücksicht auf die Interessen derjenigen, die seit Jahren im Haus wohnen.

In der Kastanienallee hat sich der Konflikt in den letzten Wochen zugespitzt. Die Eigentümer kündigten an, demnächst mit dem Ausbau der Dachgeschosse im Haus zu beginnen. Einer der Besitzer will dann selbst in einen Teil des luxussanierten Dachgeschosses einziehen. Die Bewohner wollen sich gegen diese Pläne wehren, weil es ihrer Meinung nach eine massive Beeinträchtigung ihres bisherigen Zusammenlebens im Haus bedeuten würde.

Die Folgen der angekündigten Sanierung führen aus Sicht der Bewohner zu einer Verschlechterung. Sie würde zunächst den Wegfall ihrer Gemeinschaftsbäder auf den Dachböden bedeuten. Zudem macht der notwendige Abriß einiger Kamine den Einbau einer Zentralheizung notwendig, die letztlich über
eine Modernisierungsumlage von den Bewohner bezahlt werden müßte, obwohl sie gar keine solche Heizung wollen.

In den nächsten Wochen soll mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen gegen die Zwangssanierung protestiert werden. Mit vorgedruckten Postkarten an die Eigentümer will man diese von ihrem Vorhaben abbringen. Für den 11. Juli rufen Bewohner und Unterstützer zu einer Kundgebung vor der Praxis eines der Eigentümer der Kastanienallee 86 auf.

Auch die Mieter der Scharnweberstraße 29 sehen sich von der Unternehmensgruppe Padovicz, die das Haus 2001 gekauft hat, bei den Verhandlungen über die Modernisierung massiv unter Druck gesetzt. Statt sich zu einigen, habe Padovicz Pläne vorgelegt, die völlig an den Interessen der Bewohner vorbeigingen, und mehrmals gedroht, die Duldung zu einer Modernisierung mit Klagen zu erzwingen, die mittlerweile auch eingereicht wurden. In einem offenen Brief an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung fragen die Bewohner nun, warum diese nicht mit den Bewohnern abgesprochenen Modernisierungspläne weiterhin mit Mitteln des Förderprogramms „Soziale Stadtentwicklung" teilfinanziert werden und warum die Gelder weiterhin fließen sollen, obwohl das Förderprogramm schon längst abgelaufen ist. Die Antwort steht noch aus.

Peter Nowak

www.k86.net

 
 
 
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