Ausgabe 09 - 2004 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Vergessene Biographien (35)

Luise Agathe Lasch, erste deutsche Linguistik-Professorin, geb. am 4. Juli 1879 in Berlin, ermordet 1942 in Riga. Die Mutter war eine geborene Milch aus Breslau, der Vater Siegbert betrieb eine Lederhandlung. Die vier Töchter absolvierten trotz Geldmangels eine höhere Mädchenschule und ein Lehrerinnenseminar. Agathe konnte nach Fortbildungen und Berufstätigkeit u.a. in Frankreich 1906 endlich Abitur machen, studierte in Halle und Heidelberg Deutsche Philologie, Altnordisch und Altfranzösisch. Promovierte, lehrte in den USA als Associate Professor und habilitierte sich 1919 an der neuen Hamburger Universität. Dort 1923 Ernennung zur ersten Professorin, ab 1927 Mitdirektorin des Germanischen Seminars. Schuf Grundlagen der Stadtsprachenforschung. Trotz internationaler Proteste wurde Prof. Lasch wegen jüdischer Religion 1934 entlassen, ihrer Bibliothek und Pensionszahlung beraubt. Rufe an ausländische Universitäten wurden vom Nazistaat verhindert. Sie kehrte nach Berlin zurück – in die Wohnung ihrer Schwestern Elsbeth und Margarethe Lasch (geb. 1877 bzw. 1880), die Lehrerinnen waren. Alle drei wurden am 15. August 1942 nach Riga deportiert; die älteste, 1875 geborene Schwester Hedwig Kauffmann bereits im Januar. Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf benannte im Oktober 2004 einen Platz nach Agathe Lasch, Hamburg bereits 1970 eine Straße, 1992 einen Preis und 1999 einen Uni-Hörsaal.

sk

 
 
 
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