Ausgabe 10 - 2003 berliner stadtzeitung
scheinschlag
 

Noch ein Flyer?

„Wie viele Flyer verträgt eine Stadt?" Diese Frage scheint berechtigt, wenn man an die Flut von mehr oder weniger interessanten Flyern in der Stadt denkt. Aber bei Kondensat ist das dann doch etwas anderes. Das Heft im Taschenformat kommt in einer angenehmen und aufwendigen Gestaltung von rund 40 Seiten daher. Inhaltlich geht es um Ausstellungseröffnungen, Termine und um Kunst im allgemeinen. Die Texte und Interviews sind manchmal recht verwirrend und bestimmt nicht immer für einschlägige Feuilleton- oder Kulturseiten tauglich. Für die beiden Herausgeber Andreas Engler und Edmund Piper hat dies auch sicher oberste Priotität. Beide gehören weder von ihrer Ausbildung her einer Künstlerszene an, noch verstehen sie sich selbst als Teil einer solchen. Ihnen geht es eher um die Projekte jenseits der akademischen Kunst – und so geben sie insbesondere jungen und alternativen Künstlern mit ihrem Heft eine Plattform.

Das mit einer Auflage von 11000 Exemplaren seit zwei Jahren monatlich erscheinende Kondensat finanziert sich ausschließlich durch Anzeigen und Sponsoren sowie durch einige kostenpflichtige Ausstellungshinweise. Oft reicht das für die Produktion des Magazins kaum aus, und so hangeln sich die Macher des Heftes von Ausgabe zu Ausgabe, immer am Rande des finanziellen und auch persönlichen Limits. Dafür nehmen sich Engler und Piper, die zusätzlich in der Kastanienallee 67 in Mitte eine Galerie betreiben, die Freiheit, konzeptionell, inhaltlich oder optisch auch einmal abrupte Veränderungen im Magazin vorzunehmen. So bleibt ihnen zumindest der Spaß erhalten – und uns hoffentlich auch weiterhin das Kondensat.

Dirk Hagen

 
 
 
Ausgabe 10 - 2003 © scheinschlag 2003/04