Ausgabe 11 - 2002 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Kurznachrichten

härte ausgleichen

Das alte Westberliner System der Wohnungsbauförderung geht seinem wohlverdienten Ende entgegen. Seit Jahrzehnten subventioniert das Land Bauwirtschaft und Investoren, ohne daß dabei je etwas anderes herauskam als eine ständig steigende Belastung des Landeshaushalts und Sozialbauwohnungen, die sich allenfalls das Sozialamt leisten konnte. Bisher wurde die Subvention alle 15 Jahre verlängert. Angefeuert von allen Landtagsfraktionen will Senatsbaudirektor Peter Strieder nun bei 25000 Wohnungen der Baujahre 1987 bis 1997 die Eigentümer, wenn überhaupt, mit einem Bruchteil der traditionellen „Anschlußförderung" abspeisen. Diese werden versuchen, sich das Geld bei den Mieten reinzuholen. Für die Mieter hat Strieder darum einen „Härteausgleich" von 1,50 bis 2,00 Euro angekündigt. Mal sehen, ob das reicht.

hausrecht ausüben

Gemäß Bundestagsbeschluß wird ab Jahresende die „Erschleichung von Beförderungsleistungen" mit 40 Euro geahndet ­ wenn man erwischt wird. Nicht nur den Schwarzfahrern ist zur Vorsicht zu raten: Auch die Raucher in U-Bahnhöfen sollen disziplinert werden und künftig 15 Euro zahlen, wenn sie der BVG einen ihrer wohlduftenden Bahnhöfe verpesten. Offenbar handelt es sich um Raumlufterschleichung.

hohn sprechen

Der Tresor in der Leipziger Straße hat seine Abschiedsfeier vorerst abgesagt; der Eigentümer des Gebäudes gewährte dem Mutterclub der Techno-Szene eine Galgenfrist bis Ende Mai. Danach soll es woanders weitergehen, wofür die traditionsbewußten Betreiber sogar Teile der Originaleinrichtung mitnehmen wollen. Das Ostgut nebst lab.oratory an der Mühlenstraße hingegen, wo sich seit Jahren ein harmonisch gemischtes Publikum aus Springerstiefelfetischisten, Technokindern und schwulen Sextouristen die Nächte um die Ohren schlägt, wird in der ersten Januarwoche schließen. Es handelt sich um die erste Maßnahme des Anschutz-Konzerns, der hier zum Hohn seine 80000-Mann-„Berlin National Arena" errichtet (s. scheinschlag 10/02). Im Gegensatz zum Tresor unterliegen die Pläne für etwaige Nachfolgelocations strikter Geheimhaltung. Nur eins ist zu erfahren: Erst mal wird es kein Ostgut mehr geben.

hoffnung stiften

Anderen Kirchen laufen die Gemeindemitglieder weg, die sich auf die dubiosen Lehren Rudolf Steiners berufende Christengemeinschaft hingegen hofft anscheinend auf Zulauf: Am 8. Dezember wurde auf dem Grundstück Schwedter Straße 3 der Grundstein für eine Kirche der Steiner-Christen gelegt. Ob's hilft?

harakiri begehen

Ob der Aldi-Markt, der den bezirklichen Stadtplanern Prenzlauer Bergs den Anlaß liefert, das stille Gleimviertel mit drei neuen Durchgangsstraßen zu beglücken, noch zu verhindern ist? Immerhin könnte wenigstens die Zufahrtsstraße etwas weniger brutal gestaltet werden. Zu diesem Zweck trug die Bürgerinitiative „Keine Aldi-Strasse" (KAS) das Thema am 11. Dezember in die BVV. Diese beschloß gegen die Stimmen von CDU und FDP, einen Antrag auf eine verkehrsberuhigte Gestaltung zu „prüfen". Als ein KAS-Vertreter feststellte, daß in Japan Politiker wie Stadtbaurat Martin Federlein (CDU) ihre Fehlentscheidungen mit Harakiri wiedergutmachen würden, gab es sogar einen tüchtigen Eklat ­ obwohl er sogar eine schmerzlose Alternative anbot: Hierzulande tue es auch ein Rücktritt.

Mehr zum Gleimviertel auf Seite 5. Informationen unter www.gleimviertel.de

termine

> Die „Achse des Friedens" organisiert Widerstand gegen den sich abzeichnenden Dritten Golfkrieg, u.a. einen europaweiten Aktionstags mit Großdemo in Berlin. Termin ist der 15. Februar, die Mobilisierung ist jedoch bereits im Gange. Informationen zu allen Anti-Kriegs-Initiativen unter www. achse-des-friedens.de oder bei Hans-Peter Richter, fon 43671621.

> Noch bis zum 17. Januar läuft im Robert-Havemann-Saal des Hauses der Demokratie in der Greifswalder Straße 4 die Ausstellung „In-between countries – Zwischen Ländern" von Caroline Lund: ein medialer Mix aus Wort, Bild und Geräuschen zum Leben zwischen zwei Welten bzw. Ländern, werktags geöffnet von 10 bis 19 Uhr.

> Der Verein zur Förderung der Partnerschaften des Bezirks Wedding hat in seinem Bemühen um Völkerfreundschaft eine Rundreise zu den Partnerstädten des Bezirks Tokio-Shinjuku, Tsuwano und Higashiosaka angekündigt. Kosten: 3700 Euro pro Person. Informationen beim Vereinsvorsitzenden Egon Kutzera, fon/fax 4653262.

scheinschlag stellt

richtig: Heinrich Niemann aus Marzahn-Hellersdorf heißt nicht Klaus, Michail Nelken aus Pankow nicht Michael und Franz Schulz aus Friedrichshain-Kreuzberg nicht Frank. Letzterer ist auch nicht „Leiter des Stadtplanungsamtes", sondern Baustadtrat. Wir danken unseren aufmerksamen Lesern.

scheinschlag sucht

immer noch Leute, die über Stadtpolitik und Stadtentwicklung schreiben können und wollen: Bezirkspolitik von oben wie von unten, Stadtentwicklungstendenzen und den gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Auch suchen wir Menschen, die sich journalistisch mit Ausländerpolitik auseinandersetzen – am besten Betroffene. Bei Interesse wendet euch bitte an die Redaktion: fon 28599063, e-post info@scheinschlag.de

scheinschlag lädt ein

zum Offenen Redaktionstreffen ins Café Village Voice, Ackerstraße 1a. Über künftige Autoren freuen wir uns, auch Neugierige sind willkommen. Das nächste Treffen findet am Sonnabend, dem 11. Januar 2003, um 14 Uhr statt.

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