Ausgabe 11 - 2001 berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Bedrohte Bierarten

Schultheiss und Kindl – im Fadenkreuz der Bierfälscher

Kürzlich deckte die Bild einen veritablen Skandal auf: Gefälschte Biere, so die Zeitung, würden unter den ehrwürdigen Namen von Schultheiss und Kindl an die Wirte der Hauptstadt verkauft, das all Deutschland seligmachende Reinheitsgebot von 1516 wäre mit Füssen getreten, die Verbraucher betrogen worden. Schultheiss und Kindl: gefälscht! Schrecklich genug, aber das gekränkte Selbstbewußtsein des Berliners wiederaufzurichten dürfte bei weitem schwieriger sein, als die üblen Bierfälscher dingfest zu machen.

Es ist doch so: Der nichtsahnende Biertrinker in der Eckkneipe meinte, ein edles Berliner Pils zu trinken, stattdessen schüttete er sich ein elendes „Falschbier" in den Schlund. Ohne was zu merken. Und jetzt hört er, daß das alles nicht wahr, daß sein Schultheiss ein namenloses Irgendwas gewesen sei. Er ist ­ in jeglicher Hinsicht: diskreditiert. Als Blödian.

Ein Kindl-Sprecher sagte: „Der kriegt ne Plörre und denkt, das ist Kindl!" Das trifft den Kern des Problems: Wie kann man ein Kindl ­ oder ein Schultheiss ­ unterscheiden von einer gefälschten „Plörre", wenn es auch nicht anders schmeckt? Wenn ein „Falschbier" auch keine andere Wirkung hat? Beide Biersorten schmecken nicht, verursachen Kopfschmerzen, eine „Plörre" kann schlimmer nicht sein.

Die Rehabilitierung des Berliner Biertrinkers wird nicht lange auf sich warten lassen.

Sabine Goes

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