Ausgabe 01 - 2001 | berliner stadtzeitung scheinschlag |
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Immer Ärger mit HarryDominik Molls französischer Psychothriller Harry meint es gut mit dir" kombiniert Gruseln mit AugenzwinkernMichel fährt einen klapprigen, stickigen Familienkombi, Harry einen flotten Schlitten mit Klimaanlage. Michel und seine Frau werden von drei lärmenden Gören terrorisiert, Harry kann seine süße Freundin vorzeigen. Michel rackert sich in salopper Arbeitskleidung ab, Harry trägt Designerklamotten und beschäftigt Angestellte. Beide gingen einmal auf dasselbe Gymnasium. Da schrieb Michel in der Schülerzeitung Gedichte und gar den Anfang eines vielversprechenden Science-Fiction-Romans, Die fliegenden Affen". Harry verehrte Michel. Scheinbar harmlos beginnt Dominik Molls zweite Regiearbeit Harry meint es gut mit dir" mit der Zeichnung der beiden Protagonisten als kontrastierende Persönlichkeiten: Charakterlich und materiell verbindet sie wenig. Die Antipoden ziehen sich aber nicht nur an, sondern ergänzen sich. Denn Harry wirkt trotz seines Wohlstands unerfüllt, projiziert seine Leere auf sein einstiges Idol, während es Michel an Finanzkraft fehlt. So wird der eine zum Kehrbild des anderen: Nicht zufällig begegnen sich beide vor einem Spiegel. Doch der Film erzählt nicht nur von der Förderung verborgener Talente, sondern auch von Grenzüberschreitungen, Einmischung, Besessenheit. Der so joviale Harry entpuppt sich als gefährlicher Psychopath; das Wohlergehen seines selbsternannten Schützlings wird zu seinem Lebenszweck. Doch wie weit kann man gehen, wenn man jemandes Glück erzwingen will? Der Bösling wird dennoch nie dämonisiert, wirkt bei all seinen zweifelhaften Handlungen immer noch sympathisch. Nicht von ungefähr erhielt Sergi Lopez für die Darstellung des Harry den europäischen Filmpreis Felix". Als Vielschichtig erweist sich der Film auch in seiner Genrezuordnung. Kira Taszman Harry meint es gut mit dir", F 2000; R: Dominik Moll, D: Sergi Lopez, Laurent Lucas, Kinostart: 25.1.
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