Ausgabe 04 - 2000berliner stadtzeitung
scheinschlag

Diese Ausgabe

Inhaltsverzeichnis


Zur Homepage

Wochendausflüge ins Grüne reichen nicht

Abenteuerspielplätze - Oasen für Stadtkinder

Gerade rechtzeitig zum Frühling ist die Broschüre "Oasen in der Großstadtwüste" erschienen, eine Zusammenstellung der pädagogisch betreuten Abenteuer- und Bauspielplätze, Kinderbauernhöfe und -farmen in Berlin. Die Kurzbeschreibungen der 57 Plätze informieren über Ausstattung und aktuelles Angebot, Öffnungszeiten und Altersgruppen. Ein Lageplan ist ebenfalls beigefügt.

Für viele Kinder liegt ihr Platz gleich um die Ecke, auf dem sie fast täglich sind, an ihrer Hütte bauen, irgendwelche Gruben ausheben oder scheinbar mal nichts tun und nur ums Lagerfeuer rumsitzen. Viele Einrichtungen sind das ganze Jahr geöffnet und stehen ausnahmslos allen Kindern zur Verfügung. Ohne Anmeldung kann man allein, mit Eltern oder Freunden hinkommen. Auch ganze Schulklassen oder Kitagruppen sind willkommen.

Unabhängig von ihrer jeweiligen Bezeichnung sind solche Einrichtungen oft aus Initiativen engagierter Bürger entstanden - an Orten, wo sie am dringendsten gebraucht wurden. Bezeichnenderweise wurde der allererste Berliner Abenteuerspielplatz Ende der sechziger Jahre im Märkischen Viertel gegründet. Die jüngste Erfolgsgeschichte ist der Abenteuerspielplatz "Marie" in Prenzlauer Berg, der als Teil eines Nachbarschaftspark von Anwohnern und ihren Kindern auf einem Brachgelände geplant wurde. Durch die angrenzende Wiese bietet er hervorragende Möglichkeiten, hier einen ganzen Tag mit der Familie zu verbringen. Wer einmal dort im Sommer war, sieht, wie begehrt solche Flächen im dichtbesiedelten Bezirk Prenzlauer Berg sind. Fast müsste eine zweite "Marie" ins Leben gerufen werden.

Grundausstattung Klettergerüste und Schaukeln?

Die Bröschüre ist unfreiwillig auch noch rechtzeitig in einem weniger positiven Zusammenhang erschienen. Sie dokumentiert den derzeitigen Bestand solcher Einrichtungen in Berlin. Die mangelnde finanzielle Ausstattung beispielsweise in Prenzlauer Berg bedroht nun wieder die Projekte. Sollte sich nicht eine starke Lobby bilden, die sich vehement für den Erhalt aller Einrichtungen stark macht, könnten es im nächsten Jahr schon wieder weniger sein.

Ärgerlich ist dies vor allem, wenn man die sonstigen Stadtverschönerungen erlebt. Die ewigen Umgestaltungen von schon vorhandenen Parks, die ihr Heil im Anlegen von historischen Wegführungen, dazu passenden Lampen und Bänken, im Umsortieren von irgendwelchem Erdreich und sauber gefassten Rasenkanten mit Niedrigzäunchen suchen, sprechen vielleicht den zugezogenen Hauptstadtflaneur an. Der sitzt dann, wenn alles umgekrempelt wurde, mild beglänzt von der Frühjahrssonne, auf seinem Schinkelbänkchen und lässt den Blick zufrieden auf der Museumsinsel ruhen. Nach einer halben Stunde ist er wieder weg und wohnt sowieso draußen, im Grünen, mit seinen Kindern.
sas

Die Broschüre, handlich für die Tasche, mit einem kleinen historischen Abriss der Geschichte der Plätze, ist zu beziehen über AKiB, Kremmener Straße 9-11, 10435 Berlin, fon 442 37 18, fax 449 01 67. Kosten: 7 Mark für Eltern, 5 Mark für Plätze

© scheinschlag 2000
Inhalt dieser Ausgabe | Home | Aktuelle Ausgabe | Archiv | Sitemap | E-Mail

  Ausgabe 04 - 2000