Ausgabe 03 - 2000berliner stadtzeitung
scheinschlag

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Alter Wein in alten Schläuchen: lecker?

Der Bestseller "Terzinen des Herzens" wurde neu aufgelegt

Terzinen: Jamben puckern durch die Strophen, Reim um Reim um Reim pulsiert am Ende der Verse. Beim Vorlesen nicht ins Leiern zu geraten, das ist die Kunst.

Warum nimmt sich eine Frau noch im 20. Jahrhundert eine solche Form, um sie zu allem Überfluss und fern jeder ironischen Brechung oder dergleichen auch noch mit romantischem, hingebungsvollem Liebesgewisper zu füllen? Und wie kommt ein Kleinstverlag, dessen schmales Programm ansonsten eher "ambitioniert" zu nennen wäre, auf die Idee, diese Lyrik noch einmal aufzubacken? Weil sie in Ostdeutschland seit 1947 einhunderttausend Mal verkauft wurde? Oder weil die Gedichte "einfach schön" sind?

Liebe Leserin, entscheide selbst! Und: Beim Vorlesen nicht leiern!

Bov Bjerg

Du bist um mich, wohin ich mich auch wende.
Kein Dunkel ist, in dem ich Dich nicht sehe.
Der Regen streichelt zärtlich meine Hände,

der Wind umgibt mich sanft mit Deiner Nähe,
und meine Schritte hallen auf den Steinen,
wenn ich allein durch diese Straßen gehe,

als wären sie begleitet von den Deinen.
In meinen Schläfen, meinen Handgelenken
scheinen sich unsere Pulse zu vereinen.

Ich fühle Deine Wärme, und mein Denken
ist nur bemüht, daß es Dein Wesen fände,
um sich in seine Tiefen zu versenken

und darin auszuruhen ohne Ende.

Aus: Annemarie Bostroem: Terzinen des Herzens. Ackerpresse, Berlin 1999. 25 Mark.
Erhältlich beim Verlag: Antiquariat Wiederhold & Mink, Ackerstr. 18, Berlin-Mitte.

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