Ausgabe 03 - 2000berliner stadtzeitung
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Im Winter der öffentlichen Kulturförderung

Der Kunstverein K.A.P. setzt auf das Schneeballprinzip

In Zeiten der immer schmäler werdenden Kulturetats will der Kunstverein auf dem Prenzlauer Berg, kurz K.A.P., sich finanziell unabhängig machen und setzt dabei auf die unmittelbare Umgebung und private Gelder. Der 1994 gegründete Verein befindet sich nunmehr seit 4 Jahren in Räumen der Kollwitzstraße 52, seit 1998 im Souterrain des Gebäudes. Das Haus ist übrigens das erste kurz nach der Wende versteigerte Haus in Ostberlin, im dem heute vorrangig Künstler leben und arbeiten. Der Käufer selbst ist ebenfalls Künstler, der die Arbeit des Vereins durch eine Art Mietsponsoring unterstützt. Der Verein zahlt nur für einen der drei Galerieräume Miete.

Ende Februar hat der K.A.P. eine Aktion gestartet, die den Verein weitgehend unabhängig machen soll von Projektgeldern des Kulturamtes, die bekanntlich nur sporadisch fließen. Zumal gerade eine Haushaltsperre eingetreten ist.

Herzstück ist die Galerie, die Künstler aus dem Prenzlauer Berg vorstellen will, aber auch anderen Kreativen offensteht. "Wir planen auch eine Art Bibliothek mit Katalogen, die hier ansässigen Künstler vorstellen soll. Es geht darum, Kultur und Kunst auf eine nichtkommerzielle Art und Weise zu präsentieren und das Ganze selbst zu finanzieren.", sagt Dorothea Horedt vom K.A.P. Dafür wollen sich die Vereinsmitglieder an Gewerbetreibende, umliegende Cafés und in Zukunft auch beispielsweise dort an niedergelassene Ärzte oder Rechtsanwälte wenden und sie als Fördermitglieder werben. Dabei soll die Arbeit des Vereins aber autonom bleiben, heißt man wird sich nicht in die Konzeption hineinreden lassen. Wer ausstellen darf, wird basisdemokratisch durch die 15 Mitglieder entschieden, was Gefälligkeitsentscheidungen ausschließen soll. "Es kann aber sein, daß, wenn wir Erfolg haben und sich der Verein stark vergrößert, wir uns andere Strukturen überlegen müssen, die das Arbeiten erleichtern. Aber bisher sind wir so wenige, daß wir froh sind, wenn jemand kommt. Es arbeiten auch alle ehrenamtlich.", so Horedt. Zumeist sind diese Kunstinteressierte oder Künstler aus verschiedenen Bereichen. Neue Mitglieder werden nach dem Schneeballprinzip geworben, was auch schon Früchte getragen hat.

Der K.A.P. will mit seinen Aktivitäten wieder an die Tradition alter Kunstvereine anknüpfen. Bei einem Mitgliedsbeitrag von 60 DM und 120 DM als Förderer braucht der K.A.P. jedoch noch viele Mitstreiter. Die kommerziellen Gönner sollen dreihundert Mark zahlen. Darüber, wie man diesen danken will, wird zur Zeit noch nachgedacht.

Erreicht werden soll lediglich eine Planungssicherheit für die Ausstellungen und anderen Aktivitäten, die im Moment noch nicht gewährleistet ist. Hansjörg Schneider dazu: " Es geht darum, eine regionale Unterstützung zu bekommen, weil wir glauben, daß da umkehrt auch ein gewisses Interesse bestehen könnte. Ein Verein, der Leute auf Kiezebene anzieht und sammelt. Im PB gibt es so viele Ateliers. Die Vorraussetzung für eine lebendige Vernetzung müßte ideal sein."

Ingrid Beerbaum

Interessenten können sich melden bei K.A.P., Kollwitzstraße 52, fon 4481395

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  Ausgabe 03 - 2000