Ausgabe 23 - 1998berliner stadtzeitung
scheinschlag

Diese Ausgabe

Inhaltsverzeichnis


Zur Homepage

Countrymusik für die Massen

Johnny Cash / Willie Nelson - VH1 Storytellers (Columbia/american) Hello, I´m Johnny Cash. Hi, I´m Willie Nelson. Der Rebell und der Poet. (Ghost)-riders in the sky - im Duett der alten Säcke. Schön, die Geschichten, die die beiden sich zu erzählen haben. Das aber war immer schon die Stärke des Mannes in Schwarz. Zurück in die Vergangenheit (Live in St. Quentin): Gestern hab ich über euch Typen nachgedacht. Ich war schon dreimal hier und ich denke, ich versteh´n bißchen, was ihr von einigen Sachen haltet und es ist nicht mein business, was ihr von einigen anderen Sachen haltet und ich geb´n Teufel dran zu verstehen, was ihr von einigen anderen Sachen haltet, aber scheißegal, ich hab versucht, mich an eure Stelle zu versetzen und ich glaub, daß ist die Art, wie ich über St. Quentin denken würd. DammDamm DammDammDamm DammDammDamm. St. Quentin, you been livin´ hell to me ... St. Quentin, I hate every inch of you! Was dann im Publikum passiert, treibt mir noch nach Jahren die eine oder andre Knastträne in die Augen ... Die Probleme der Welt sind auch heute nicht gelöst, Johnny trägt noch immer Schwarz und glaubt an den lieben Gott (sehr cool auch die Columbo-Folge, in der Cash den TV-Pfaffen gibt, der seine eifernde Frau June umbringt.). Kurz: ein Stück Popgeschichte trifft, nicht zum ersten Mal (Highway Men), auf seinen romantischen Gegenentwurf. Obwohl die beiden offensichtlich nicht viel Zeit und Energie in gemeinsame Proben investiert haben, wünschst du dir nach dem Hören, du wärst ebenso alt und lässig.

David Munyon - Poet Wind (Rough Trade) Kitsch´n Concept! Allein die ersten Takte des Titeltracks sind dieses Jahr das wahrscheinlich ergreifendste Stück Musik. From the prayers of Lee Clayton, wie Munyon im Untertitel versichert. Puh! Dazu - Heilig! Heilig! Heilig! - ein wunderschönes Townes van Zandt-Cover, ohne das sie´s heutzutage nicht mehr machen. Ich wette: post mortem verdoppelt sich dein Freundeskreis. Außerdem jede Menge Jesus-Shiva-Pathos: wir können die Welt heilen - yeah! Und, superlativ, die lustigsten Credits ever rechtfertigen jeden Kauf! Läuft bei mir rauf´n runter.

Townes van Zandt - Abnormal (Normal) Was bitte soll man zu der dritten Veröffentlichung seit seinem Abgang sagen? Das war Neujahr 1997: der Todestag Hank Williams´, dessen akustische Astralleiche gerade ebenfalls ausgiebig gefleddert wird. Was uns der Texaner mit auf den Weg gibt, ist wirklich nicht lustig. No words of comfort, no words of advice, nothing left to offer to strangers. Man hört ihm an, wie schwer ihm am Schluß selbst das Singen gefallen ist. It´s plain to see, the sun won´t shine today. But I ain´t in the mood for sunshine anyway. Lassen wir´s.

Jan Buschbom

© scheinschlag 2000
Inhalt dieser Ausgabe | Home | Aktuelle Ausgabe | Archiv | Sitemap | E-Mail

  Ausgabe 23 - 1998